Einwanderung von Fachkräften erleichtern
IHK-Spitze informiert sich bei Finiglas in Dülmen
Dülmen/Kreis Coesfeld. - Den Abbau bürokratischer Barrieren bei der Gewinnung von Fachkräften aus dem Ausland mahnten IHK-Vizepräsident Helmut Rüskamp und IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel bei einem Besuch der Finiglas Veredelungs GmbH in Dülmen an. „Wenn ein Unternehmen einwanderungswillige Fachkräfte aus einem Nicht-EU-Land vor Ort selbst kennengelernt hat, muss es eine Möglichkeit geben, sie schnell in den Betrieb zu holen“, sagte Rüskamp.
Der Vorsitzende im IHK-Regionalausschuss für den Kreis Coesfeld antwortete damit direkt auf den Bericht von Finiglas-Geschäftsführer Alexander Nagel über die Fachkräftelücke in seinem Unternehmen und die Versuche, diese mit Spezialisten aus dem Ausland zu schließen. „Wir hätten genug Aufträge für eine dritte Schicht, doch fehlen uns Fachkräfte, insbesondere Flachglastechnologen“, sagte Nagel. Auch die Ausbildungsplätze zu besetzen, sei nicht einfach, zumal der Beruf in der Region noch nicht sehr bekannt sei.
Auf der Suche nach Fachkräften ist Finiglas im westlichen Balkan fündig geworden. „Wir waren in Mazedonien und haben dort Glasbieger kennengelernt, die uns verstärken würden und zu uns wollen“, erzählte Nagel. Sie seien so versiert, dass sie auch den Auszubildenden bei Finiglas wertvolles Know-how vermitteln könnten. Doch gebe es bürokratische Hürden, die so schnell nicht zu überwinden seien. Mazedonische Abschlüsse würden in Deutschland nicht anerkannt und der Weg zum Visum sei langwierig. Nagel: „Wir schaffen es trotz Arbeitsvertrag seit zweieinhalb Jahren nicht, diese Fachkräfte langfristig nach Deutschland zu holen.“
Die Erfahrung der Finiglas GmbH zeige beispielhaft, dass das Fachkräfteeinwanderungssystem nicht gut genug funktioniere und dringend verbessert werden müsse, betonte IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel. „Wenn den Unternehmen Top-Leute aufgrund von Bürokratie entgehen, werden wir den Fachkräftemangel kaum in den Griff bekommen“, warnte er und griff Rüskamps Forderung auf. „Wir müssen auch in Nicht-EU-Ländern schnell und gezielt anwerben können“, sagte Jaeckel und bot Finiglas Unterstützung in Form von Beratung an.
Im Verlauf des Betriebsbesuches erläuterte die Finiglas-Leitung zudem, wie das Unternehmen die Energieversorgung zukunfts-sicher ausrichten will. Denn die Fertigung und Veredelung von gebogenen Gläsern ist ausgesprochen energieintensiv. Acht gasbetriebene Öfen heizen in den Produktionshallen am Wierlings Hook den Werkstoff auf, bis er gebogen werden kann. Finiglas arbeite mit Hochdruck an Effizienzsteigerungen und Kostensenkungen und wolle sich im Energiemix breiter aufstellen, berichtete Jürgen Kohn, technischer Niederlassungsleiter und Prokurist. „Wir haben bereits mit den Herstellern der Öfen Kontakt aufgenommen, weil wir erwägen, von Gas auf Strom oder Wasserstoff umzustellen“, so Kohn weiter. Welchen Weg das Unternehmen gehen werde, sei aber noch offen.
Betriebsbesuch bei Finiglas: (v. r.) Geschäftsführer Alexander Nagel, IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Fritz Jaeckel, IHK-Vize-präsident Helmut Rüskamp, IHK-Regionalbeauftragter Chris-topher Papendorf, technischer Niederlassungsleiter Jürgen Kohn und Projektmanager Mirko Heeringa.
Foto: Krüdewagen/IHK